Der mittelalterliche Ochsenhandel
Wedel – Vom Ochsenmarkt zur Stadt mit Tradition
Der Name Wedel bedeutet „Furt“ und verweist auf die einst bedeutende Flussquerung durch die Wedeler Au. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1212. Schon früh spielte Wedel eine zentrale Rolle als Furt- und Elbfährort und wurde daher strategisch wichtig für die Landespolitik.
Die Hatzburg und der Ochsenhandel
Im Jahr 1311 errichteten die Schauenburger Grafen von Holstein-Pinneberg die Hatzburg, eine Turmhügelburg in der geschützten Wedeler Marsch. Durch Wegezoll und lokale Handelsgeschäfte profitierten sie maßgeblich vom Ochsenhandel, einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Region.
Während Hamburg zunächst das überregionale Marktgeschehen dominierte, mehrten sich dort ab 1465 Beschwerden über „über Wedel führende Umdriften“. Bereits 1483 bezeichnete Herzog Friedrich I. den Ochsenhandel in Wedel als „alte Gewohnheit und altes Herkommen“. Ab 1490 entwickelte sich der Wedeler Frühjahrsmarkt zu einem der wichtigsten Großviehmärkte Norddeutschlands.
Im Spätmittelalter wurden in Wedel vor allem große Mengen an Magervieh aus Jütland verkauft – oft über 30.000 Tiere pro Jahr. Die Ochsen legten auf dem Weg zum Markt weite Strecken zurück und verloren an Gewicht. Nach dem Verkauf mussten sie zunächst wieder „fettgeweidet“ werden, bevor sie weiterverkauft oder geschlachtet wurden.
Der Handel folgte festen Abläufen: Verträge („Contracte“) wurden oft bereits im Vorjahr direkt in Jütland mit Preis- und Terminabsprachen geschlossen.
Das Ende der Triften und der Wandel des Marktes
Mitte des 19. Jahrhunderts endete der traditionelle Viehtrieb. Der rasche Ausbau der Eisenbahn machte den Transport rentabler, da die Tiere nun kaum noch an Gewicht verloren. Dennoch bestand der Wedeler Ochsenmarkt in kleinerem Umfang weiter, entwickelte sich aber zu einem allgemeinen Viehmarkt, auf dem der spezialisierte Ochsenhandel keine Rolle mehr spielte.
Der Wedeler Roland – Wahrzeichen des Marktes
Seit dem 16. Jahrhundert steht die imposante Rolandstatue in Wedel – Symbol der landesherrlichen Marktgerechtigkeit und Zeichen für die Ehrlichkeit der Handelsgeschäfte. In der „Pinneberger Landtafel“ von 1588, erstellt vom Kartographen Daniel Frese, heißt es: „Wedel. Hir steit ein Rolant.“
Die heutige Statue stammt vermutlich aus dem Jahr 1558, wurde jedoch mehrfach restauriert und versetzt. Sie gilt als die größte Roland-Figur Schleswig-Holsteins.
Erst 1979 verlor der Ochsenmarkt seinen angestammten Platz unter dem Roland. Dennoch bleibt die Statue das unverkennbare Wahrzeichen Wedels und erinnert an die jahrhundertelange Bedeutung der Stadt als Handelsplatz.