Geologische Vielfalt
Peissen, erstmals im Jahr 1380 und erneut 1482 urkundlich erwähnt, liegt malerisch zwischen Hohenwestedt und Itzehoe, an einem wichtigen historischen Weg: dem westlichen Strang des Holsteiner „Ochsenweges“. Dieser Pfad, von dem zahlreiche archäologische Funde zeugen, war nicht nur in prähistorischer Zeit von Bedeutung. Im Mittelalter führte er unter anderem als Viehtriftweg zum Itzehoer Ochsenmarkt und diente skandinavischen Pilgern als Pilgerweg. Auch als Heerweg war er mehrfach genutzt.
Heute folgt die B77 weitgehend dem Verlauf der ehemaligen „Itzehoer Chaussee“, die um 1850 ausgebaut wurde. Diese modernen Straßen haben den historischen Pfad ersetzt, jedoch nicht ohne den ursprünglichen Charakter zu verändern. Entlang der B77 sind noch zahlreiche Relikte vergangener Wege zu entdecken, wie etwa südlich von Jahrsdorf zwischen Nienjahn und Peissen oder im „Holsteiner Wald“ westlich von Hohenlockstedt.
Peissen liegt auf einer Geest, einem Gebiet, in dem sich die Landschaft mehrfach von kuppigen Hügeln zu ebenen Flächen wechselt. Diese geologische Vielfalt entstand durch die beiden letzten Eiszeiten: Die „Hohe Geest“, geprägt von schroffen Moränenhügeln aus der Saale-Eiszeit, und die „Flache Geest“, die durch das Schmelzwasser der Weichsel-Eiszeit geformt wurde. Auf der „Hohen Geest“, wie etwa dem „Jahrsdorfer Balken“, blühte bereits in der prähistorischen Zeit eine Landwirtschaft auf. Die „Flache Geest“ war dagegen bis ins 19. Jahrhundert wenig nutzbar, da hier ausgedehnte Heideflächen und Moorgebiete wie die „Lockstedter Heide“ vorherrschten.
Das Peissener Loch – Ein geologisches Highlight
Ein faszinierendes Naturphänomen in der Umgebung von Peissen ist das „Peissener Loch“. Diese großflächige Geländesenkung, auch als geologischer „Senkungstrichter“ bekannt, entstand vor etwa 125.000 Jahren. Sie geht auf den Einsturz von unterirdischen Hohlräumen zurück, die sich in der Eem-Warmzeit durch die Auslaugung eines unterirdischen Salzstocks bildeten. Leider gibt es vor Ort keine deutlichen Hinweise auf diese geologische Besonderheit, sodass sie für Besucher nur schwer wahrnehmbar ist.
Vielleicht hat gerade dieses geheimnisvolle Phänomen die lokale Sage der „Peißener Greet“ inspiriert. Ihr wird nachgesagt, sie sei die einstige Herrin eines Schlosses gewesen, das aufgrund ihrer „Ruchlosigkeit“ in der Landschaft versank.