Verkehrsknotenpunkt Neumünster

Alte Post in der Innenstadt von Neumünster
©Uwe Faerber

Verkehrsknotenpunkt mit jahrhundertealter Geschichte

Neumünster ist heute das zentrale Verkehrsdrehkreuz Schleswig-Holsteins – eine Rolle, die es seiner historischen Lage am östlichen Zweig des berühmten Ochsenweges verdankt. Diese alte Nord-Süd-Handelsroute prägte die Stadt schon lange bevor im 19. Jahrhundert befestigte Straßen und Eisenbahnlinien den Verkehr revolutionierten.

Der Ochsenweg und historische Wegeverläufe

Vor dem Bau fester Straßen bestand der Ochsenweg aus mehreren parallelen Pfaden, die sich durch die sandige Geest schlängelten. Der historische Verlauf ist heute noch an der Rendsburger Straße im Norden der Stadt zu erkennen. Im Süden hat sich der Name „Ochsenweg“ als Straßenbezeichnung erhalten, wo er die Altona-Kieler Chaussee kreuzt. Diese erste befestigte Fernstraße Schleswig-Holsteins, erbaut von 1830 bis 1832 unter König Friedrich VI. von Dänemark, folgt weitgehend der alten Route in Richtung (Bad) Bramstedt.

Von einem Chorherrenstift zur Stadt Neumünster

Obwohl die Wurzeln Neumünsters bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen, erhielt der Ort erst 1870 Stadtrechte. Ursprünglich bestand Neumünster aus den beiden dörflichen Siedlungen Großflecken und Kleinflecken, deren Namen noch heute das Stadtzentrum prägen.

Die eigentliche Gründung geht auf das Jahr 1127 zurück, als der Geistliche Vizelin hier das Chorherrenstift „Novum Monasterium“ – das „Neue Kloster“ – errichtete. Von hier aus wurde die Missionierung Ostholsteins vorangetrieben, insbesondere in das damals slawisch besiedelte Wagrien.

1327/28 verlor Neumünster an kirchlicher Bedeutung, als das Stift nach Bordesholm verlegt wurde. Dennoch blieb die Stadt ein wichtiger Handels- und Verkehrsknotenpunkt mit einer Pilgerherberge, einer Zollstelle für den Ochsenhandel und vier Jahrmärkten. Die günstige Lage begünstigte außerdem die Entwicklung von Fuhrunternehmen, die sich bereits im 17. Jahrhundert zu Gilden zusammenschlossen – ein frühes Zeichen für die wirtschaftliche Bedeutung Neumünsters.

Industrialisierung und Aufstieg zur Stadt

Mit der Eröffnung der Altona-Kieler Chaussee (1832) und dem Eisenbahnanschluss (1844) begann der rasante Aufstieg Neumünsters zur modernen Stadt. Die zentrale Lage und die Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz machten es zu einem wirtschaftlichen Zentrum, das schnell wuchs und sich weiterentwickelte.

Wittorf – Eine Festung am Limes Saxoniae

Ein weiteres Kapitel der Stadtgeschichte schreibt der heutige Neumünsteraner Stadtteil Wittorf, der erst 1938 eingemeindet wurde. Hier befand sich zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert die Burg Wittorf, eine sächsische Wallburg an der Mündung der Schwale in die Stör.

Archäologische Funde belegen, dass diese Burg Teil der Grenzsicherung des sächsischen (später fränkischen) Reichs war. Sie lag an der historischen Verteidigungslinie „Limes Saxoniae“, die von der Kieler Förde bis zur Elbe verlief. Diese militärische Schutzanlage diente zur Abwehr der slawischen Abodriten, die das Gebiet des heutigen Ostholsteins beanspruchten.

Die Lage der Burg an bedeutenden Handels- und Heerwegen zeigt, dass Neumünster schon im Mittelalter eine strategische Rolle spielte – nicht nur als Handelsstadt am Ochsenweg, sondern auch als militärischer Stützpunkt an einer der wichtigsten Grenzen des frühen Mittelalters.

Neumünster und die Tradition des Ochsenweges

Die Geschichte Neumünsters ist untrennbar mit dem Ochsenweg verbunden. Als Handelsroute, Pilgerweg und später Heerstraße beeinflusste er über Jahrhunderte die Entwicklung der Stadt. Heute zieht sich diese historische Verbindung wie ein roter Faden durch die Vergangenheit Neumünsters und macht die Stadt zu einem spannenden Ziel für Geschichtsinteressierte.

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