Bewegte Geschichte

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Vom historischen Ochsenweg zur Militärgeschichte

Hohenlockstedt, eine Gemeinde mit spannender Vergangenheit, verdankt ihre Existenz indirekt dem Holsteiner Ochsenweg. Dieser uralte Handelsweg führte von Rendsburg über Hohenwestedt nach Itzehoe und prägte die Region über Jahrhunderte.

Mittelalterliche Gerichtsstätte und königliche Inspektion

Schon im 13. Jahrhundert wurde auf der Lockstedter Heide das sogenannte Goding, eine mittelalterliche Gerichtsstätte, abgehalten. 1625 inspizierte der dänische König Christian IV. hier sein Heer, mit dem er ein Jahr später in den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) zog – eine Kampagne, die für ihn in der Schlacht bei Lutter am Barenberge in einer verheerenden Niederlage endete.

Militärisches Zentrum und das „Lockstedter Lager“

Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Heideflächen um Hohenlockstedt zu einem wichtigen militärischen Standort. Hier fanden Manöver, der Bau von Rekrutierungslagern und Gefangenenlagern statt – so auch 1870/71 für französische Kriegsgefangene.

1872 wurde das Gelände um einen Truppenübungsplatz mit Schießplätzen und einer kleinen Marketendersiedlung erweitert. 1881 fand hier das berühmte „Kaisermanöver“ statt. Besonders bekannt wurde das Lager durch die finnischen Jäger, die hier militärisch ausgebildet wurden. Ihr erfolgreicher Einsatz 1918 trug wesentlich zur Befreiung Finnlands von der russischen Besetzung bei.

Zu dieser Zeit war das als „Lockstedter Lager“ (LoLa) bekannte Areal mit 60 Quadratkilometern und bis zu 18.000 Soldaten eine der größten militärischen Anlagen Norddeutschlands. Nach dem Ersten Weltkrieg diente das Gelände als Flüchtlingslager für Vertriebene aus den Ostgebieten.

Vom Militärstandort zur Industrie und Gemeinde

1926/27 wurde die Landgemeinde „Lockstedter Lager“ gegründet. Zwei Jahre später siedelte sich mit der Bürstenfabrik H.A. Schmidt der erste Industriebetrieb an, aus dem die berühmten „LoLa-Bürsten“ hervorgingen. 1934 begann der Bau der „Heeresmunitionsanstalt“ (Muna).

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Lager erneut als Flüchtlingsunterkunft genutzt. 1956 erhielt die Gemeinde ihren heutigen Namen Hohenlockstedt und pflegt seither eine enge Partnerschaft mit Finnland. Bis 2004 war hier eine Heeresfliegereinheit auf dem Gelände „Hungriger Wolf“ stationiert, ehe der Standort im Zuge der Bundeswehrreform geschlossen wurde. Damit endete die lange militärische Tradition des Ortes.

Hohenlockstedt heute

Heute erinnert das Gemeindemuseum Hohenlockstedt, gegründet 2002, an die bewegte Geschichte der Region – mit einem besonderen Fokus auf die finnischen Jäger. Besucherinnen und Besucher können hier in die spannende Vergangenheit eintauchen und die historischen Entwicklungen der Gemeinde entdecken.